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Rechtswissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl Alonso

Epigraphische Quellen (Inschriften)

10. Was genau ist Epigraphik?

Neben literarischen und papyrologischen Quellen sind auch inschriftliche Zeugnisse überliefert. Die (Teil-)Disziplin, die sich mit diesen befasst, nennt sich Epigraphik. Die Epigraphik beschäftigt sich nicht nur mit Schriftzeugnissen auf Stein, sondern auch auf Metall, Keramik, Ziegel, Glas, Wandverputz, Mosaik, Holz, Leder etc. Das Faszinierende an Inschriften ist, ähnlich wie bei Papyri, dass uns diese in ihren antiken Originalen vorliegen bzw. in den Kopien, die bereits in der Antike erstellt wurden. Inschriften helfen unter anderem besonders bei der Untersuchung von sozialgeschichtlichen, prosopographischen (Erforschung von Personengruppen) und rechtsgeschichtlichen Fragestellungen.

Bereits seit dem 19. Jh. wird sich im Rahmen von Grossprojekten um die Erfassung von Inschriften gekümmert. In Editionen wird der transkribierte Text, wie bei Papyri, mit dem Leidener Klammersystem angegeben.

11. Welche Editionen sind für die Arbeit mit Inschriften relevant?

Als wichtige Editionen sind vor allem die Inscriptiones Graecae (IG) und das Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL) zu nennen. In Ersterer werden Inschriften in griechischer Sprache aufgeführt, in Zweiterer Inschriften in lateinischer Sprache. Die Bände sind dabei nach geographischer Lage geordnet und innerhalb eines jeweiligen Bandes nach Inschriftentyp mit fortlaufender Nummerierung beziffert. Beim CIL sind hingegen nicht alle Bände geographisch geordnet (s. Bd. I,1; I,2; XV; XVI; XVII; XVIII). Bei der Benutzung der Editionen muss darauf geachtet werden, dass insbesondere die älteren Bände nicht den aktuellen Stand der Forschung wiedergeben und nicht alle bis heute gefundenen Inschriften enthalten sind. Beachtet werden sollte, dass sich in den IG und im CIL keine Übersetzungen finden lassen. Neben IG und CIL gibt es noch viele weitere Corpora wie beispielsweise die Tituli Asiae Minoris (TAM), Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien (IK), Sylloge inscriptionum graecarum3 (Syll3), oder Orientis graeci inscriptiones selectae (OGIS) u.v.m.

12. Wie werden Inschriften zitiert?

Die Zitation einer Inschrift muss wie folgt angegeben werden: [Corpus] [Bandnr.] [Nummer der Inschrift]. Demnach ergibt sich beispielsweise für die Inschrift Nr. 43 aus dem Bd. II/III2 der IG folgende Zitation: IG II/III43.

13. Welche Zeitschriften/Sammelwerke sind für die (juristische) Arbeit mit Inschriften relevant?

Zwei wichtige Zeitschriften, die für die Recherche nach Inschriften, Übersetzungen und wissenschaftlichen Abhandlungen genutzt werden können, sind das Supplementum Epigraphicum Graecum (SEG) sowie die Année Epigraphique (AE). Da die Zeitschriften jährlich publiziert werden, lassen sich hier auch neu gefundene Inschriften finden. Auch werden Neueditionen von bereits edierten Inschriften angeboten. Dies macht SEG und AE zu zwei wertvollen Nachschlagewerken.

Es gibt ebenfalls Sammelwerke, die inhaltlich ähnliche Inschriften zusammenführen. Genannt sei hier beispielweise BENGTSON H., Die Staatsverträge des Altertums, München 1962– .

14. Wo kann ich digital nach Inschriften suchen?

Wer digital nach Inschriften suchen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten. Für die Suche nach lateinischen Inschriften sind vor allem zu empfehlen:

  • Clauss – Slaby (umfassende Erschliessung lateinischsprachiger Inschriften, Verknüpfung mit weiteren Datenbanken, Transkription der jeweiligen Inschrift, Verweis auf Publikationen u. weitere Metadaten),
  • die Epigraphische Datenbank Heidelberg (EDH; Inschriften aus den Provinzen des Römischen Reiches; Transkription, weitere Metadaten, Verweis auf Publikationen) oder
  • die Epigraphic Database Rome (EDR; Inschriften aus Rom und den italischen Inseln mit Ausnahme von christlichen Inschriften; Transkription, weitere Metadaten, Verweis auf Publikationen).

Griechische Inschriften lassen sich suchen

  • in der digitalen Edition der IG (sofern bereits erfasst auch mit Übersetzung),
  • online im SEG (Transkription der Inschrift mit weiteren Metadaten und evtl. Kommentar),
  • über Attic Inscriptions Online (englischsprachige Übersetzung, weitere Metadaten, Verweise auf Literatur und Kommentar) oder
  • PHI Greek Inscriptions (Transkription der Inschrift mit weiteren Metadaten, keine Übersetzung, einfache Suche nach griechischsprachigen Begriffen).

Bei den jeweiligen Datenbanken sind ebenfalls Verweise auf die Literatur gegeben, die sich mit den Inschriften befasst. Hier lässt sich demnach auch nach weiteren Übersetzungen suchen.

15. Welche Einführungswerke gibt es zur Epigraphik

Als Einführungswerke hinsichtlich der lateinischen und griechischen Epigraphik lassen sich folgende Abhandlungen empfehlen:

  • SCHMIDT MANFRED G., Lateinische Epigraphik, eine Einführung, 3., durchges. Aufl., Darmstadt 2015.
  • BRUUN CHRISTER/EDMONDSON JONATHAN (Hrsg.) The Oxford Handbook of Roman Epigraphy, Oxford 2015.
  • COOLEY ALISON ELIZABETH, The Cambridge Manual of Latin Epigraphy, Cambridge 2012.
  • KLAFFENBACH GÜNTHER, Griechische Epigraphik, Studienhefte zur Altertumswissenschaft 6, 2. Aufl., Göttingen 1966.
  • MCLEAN BRADLEY H., An Introduction to Greek Epigraphy of the Hellenistic and Roman Periods from Alexander the Great down to the Reign of Constantine (323 B.C.-A.D. 337), Ann Arbor 2002.
  • PETZL GEORG, Epigraphik, in: Nesselrath Heinz-Günther, Einleitung in die griechische Philologie, Stuttgart 1997, 72-83.
  • WOODHEAD, ARTHUR G., The Study of Greek Inscriptions, 2. Aufl., Cambridge 1981.