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Rechtswissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl Mahlmann

Seminare

Allgemeine Hinweise zu Seminaren

Informationen für Studierende

In der Regel führt unser Lehrstuhl sowohl im Herbst- als auch im Frühjahrssemester ein Seminar durch. Informationen dazu finden Sie jeweils spätestens ab Publikation der Seminarangebotsliste durch die Fakultät hier auf der Website.

Nach Buchung unseres Seminars werden Sie vom Lehrstuhl nach Ende der Stornierungsfrist zum weiteren Vorgehen kontakiert. Die obligatorischen Vorbesprechungen für die Seminare finden normalerweise ein bis zwei Monate nach dem Ende der Stornierungsfrist statt.

Bitte beachten Sie, dass für die Seminare ein geringfügiger Unkostenbeitrag erhoben werden kann.

Seminar HS25: Auslaufmodell Demokratie? Rechtliche und kulturelle Grundlagen einer Staatsform in der Krise

Seminarankündigung HS 2025 (PDF, 93 KB)

Was vor kurzem noch undenkbar schien, ist heute in aller Munde: Demokratien sind weltweit unter so grossen Druck geraten, dass ihre Umwandlung in autoritäre Herrschaftsformen mit oder ohne demokratische Fassade vielen nicht mehr unmöglich erscheint. Eine Vielzahl von Faktoren wirken zusammen – ökonomische, soziale, kulturelle Entwicklungen, neue Kommunikationsformen und globale Problemlagen wie Migration, Krieg oder Klimawandel – und erzeugen eine explosive Mischung, die Demokratien so herausfordern wie wohl noch nie seit dem Ende des 2. Weltkrieges. In dieser Lage ist es wichtig, sich genau über die rechtliche Architektur von Demokratie und ihre philosophischen und kulturellen Grundlagen im Klaren zu sein, um in der Lage zu sein, diese verletzliche, unverzichtbare und hart erkämpfte Form der Verwirklichung politischer Autonomie am Leben zu erhalten.

Das Seminar wird sich mit den rechtlichen Grundlagen von Demokratien beschäftigen und dabei ausgehend vom Verfassungsrecht der Schweiz verfassungsvergleichend andere demokratische Systeme einbeziehen. Die philosophischen Grundlagen der Demokratie werden ebenso erörtert werden wie ihre kulturellen Wurzeln. Dabei wird insbesondere ein Blick auf literarische Gestaltungen der Idee der Demokratie geworfen werden.

Das Seminar wird zusammen mit Prof. Dr. Mordechai Kremnitzer, Israeli Democracy Institute und Lukas Bärfuss abgehalten werden:

Prof. Mordechai Kremnitzer, Foto: Oded Antman

Prof. Dr. Kremnitzer ist eine wichtige Stimme derer, die sich für den Erhalt einer Demokratie einsetzen, die Menschenrechte respektiert, nicht nur in Israel.

Lukas Bärfuss, Foto: Claudia Herzog

Lukas Bärfuss ist einer der prominentesten deutschsprachigen Gegenwartsautoren und Büchnerpreisträger 2019.

Themenfelder umfassen, wobei jeweils mehrere Referate zu Unterthemen möglich sind (insbesondere das Themenfeld Demokratie in der Literatur sollte mehrfach besetzt werden):

1. Geschichte der demokratischen Staatsformen
2. Philosophische Grundlagen der Demokratie
3. Philosophische Kritik der Demokratie seit Platon
4. Verfassungsrecht der Schweiz
5. Direkte Demokratie – Theorie und Praxis
6. Menschenrechte und Demokratie
7. Recht der Demokratie im Vergleich (z.B. USA, England, Frankreich, Deutschland, EU, Südafrika, Indien)
8. Demokratie im Völker- und Europarecht
9. Illiberale Demokratien der Gegenwart
10. Antidemokratische Ideologien der Gegenwart
11. Schutz der Demokratie durch Verfassungsrecht
12. Welche kulturellen Grundlagen hat eine Demokratie?
13. Spuren der Demokratie in der Literatur (z.B. Sophokles, Schiller, Keller etc.)

Die Seminararbeiten können auf Deutsch oder Englisch verfasst werden. Die Themen werden in einer Vorbesprechung nach Vergabe der Seminarplätze aufgrund der Präferenzen der Studierenden bestimmt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: lst.mahlmann@ius.uzh.ch.

 

Seminar FS25: Bedrohte Zukunft der Demokratie? Würde und Autonomie im Verfassungsrecht Indiens und der Schweiz

Seminaraushang Mahlmann FS25 (PDF, 150 KB)

Demokratie ist noch bis vor wenigen Jahren als ein unbestrittenes Leitmodel der Organisation politischer Gemeinschaften angesehen worden. Die Zukunft schien das Versprechen bereitzuhalten, dass auch noch existierende autoritäre Staaten zu demokratischen Strukturen finden könnten. Die Lage hat sich seitdem fundamental geändert. Demokratische Verfassungsstaaten stehen unter Druck – von aussen durch autoritäre Regime und von innen durch politische Kräfte, die autoritäre Strukturen anstreben, wenn auch mit weiter bestehender demokratischer Fassade, häufig unter dem Begriff «Populismus» diskutiert. Eine Krise der Demokratie wird weithin konstatiert und diskutiert. Sie ist zu einem Kernthema auch staats- und verfassungsrechtlicher Diskussionen geworden.

Das Seminar wird vor diesem Hintergrund die verfassungsrechtlichen Grundlagen von Demokratie in verfassungsvergleichender Perspektive untersuchen. Dabei werden die Verfassungen der Schweiz und Indiens im Mittelpunkt stehen, die unterschiedliche und aufschlussreiche Fallstudien dafür bilden, wie Demokratie verwirklicht werden kann, welche Probleme zu bewältigen sind und wie eine Demokratie auch in Zeiten von Krisen und tiefgehenden globalen Herausforderungen erhalten werden kann. Der Vergleich soll Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Regelungen und ihre Gründe herausarbeiten und ermitteln, was verfassungsdogmatisch und verfassungstheoretisch aus den vergleichenden Befunden gelernt werden könnte. Nicht zuletzt wird es darum gehen, sich der normativen Grundlagen von Demokratien zu vergewissern und zu fragen, wie die Idee der Verwirklichung von Würde und Autonomie von Menschen in demokratischen Ordnungen auch in der Zukunft mit Leben erfüllt werden kann.

Das Seminar wird diesen Fragen verfassungsrechtlich, verfassungshistorisch und rechtsphilosophisch nachgehen. Die Verfassungsordnung Indiens ist dabei ein besonders faszinierendes Untersuchungsobjekt. Sie ist von sehr grosser internationaler Bedeutung. Sie regelt das Leben von 1,3 Milliarden Menschen. Sie bildet das herausragende Beispiel einer nach der Entkolonialisierung entstandenen Verfassung eines Landes des Globalen Südens, die eine demokratische Ordnung, die an Grundrechte gebunden ist, geschaffen hat und die bis heute Geltung besitzt. Zudem wurde 2024 ein Freihandelsabkommen zwischen den EFTA-Staaten, und damit auch der Schweiz, und Indien abgeschlossen, das vertiefte Beziehungen dieser Staaten verspricht.

Das Seminar wird mit dem herausragenden Verfassungsrechtler Prof. Dr. Arun Thiruvengadam, National Law School, Bangalore, der führenden Rechtsfakultät Indiens, unterrichtet werden, mit der die Rechtswissenschaftliche Fakultät eine Partnerschaft auch mit Austauschprogrammen für Studierende pflegt.

Arun Thiruvengadam

Die Seminararbeiten können auf Deutsch oder Englisch verfasst werden. Die Themen werden in einer Vorbesprechung nach Vergabe der Seminarplätze aufgrund der Präferenzen der Studierenden bestimmt.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: lst.mahlmann@ius.uzh.ch

Themenblöcke:

  1. Globale Geschichte der demokratischen Idee
  2. Gleichheit, Freiheit, Autonomie und Würde? Was sind die philosophischen Grundlagen der Demokratie?
  3. Demokratietheorien
  4. Beispiele demokratischer Ordnungen in der Geschichte (z.B. Verfassungsrecht der USA)
  5. Demokratie im Verfassungsrecht der Schweiz
  6. Demokratie im Verfassungsrecht Indiens
  7. Grundrechte und Demokratie
  8. Soziale, ökonomische, politische und kulturelle Grundlagen der Demokratie in der Schweiz und Indien
  9. Angriffe auf Demokratie – «illiberale Demokratie» und «liberale Demokratie»
  10. Autoritäre Versuchungen – warum gewinnen undemokratische politische Kräfte Anhänger und Anhängerinnen – auch in Demokratien?
  11. Kriege, Pandemien, Klimakrise, Migration, ökonomische Unsicherheit – Demokratie und die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts
  12. Demokratie als universelle Idee?
  13. Religion, Säkularismus und Demokratie

Innerhalb dieser Themenblöcke können je nach Interesse unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden.